Weltgebetstag am 1. März 2024

Bericht von Melanie Pfankuchen.

Wenige Tage vor dem Weltfrauentag gestalteten Christinnen aus Palästina, Frauen aus der Lutherkirchengemeinde sowie katholische Schwestern aus St. Mariä Himmelfahrt Hand in Hand den Gottesdienst zum diesjährigen Weltgebetstag. Da dieser bereits zum 75. Mal stattfand, erleuchteten 75 Kerzen den Altarraum. Alles unter dem Leitgedanken „…durch das Band des Friedens“.

Alle beteiligten Frauen arbeiteten mit starken Bildern der Verzweiflung und des Friedens, die sich nicht nur um Palästina drehten, im Gegenteil. So wurde neben den verschiedensten Lesungen auch direkt betont:  “Wir stellen uns nicht auf eine Seite des Krieges, wir möchten im Sinne Gottes ein Zeichen des Friedens setzen und beten für alle leidenden Menschen“.

Die erste Lesung über den Feldforscher Musa Abu Hashhash in Hebron, der für eine israelische Menschenrechtsorganisation in Jerusalem unterwegs war, ließ mich scharf die Luft einziehen. Er vergaß seine kugelsichere Weste in seiner schweren Tasche, die er festhielt. Er blieb mit einem unbekannten Mann in einem Fahrstuhl stecken, worauf dieser immer angespannter auf seine schwere Tasche starrte. Er dachte wohl, dort befände sich Sprengstoff. Dem Feldforscher fiel auf, dass sein Gegenüber eine Waffe dabeihatte, wonach auch für ihn eine nervöse, endlose Stunde im engen Aufzug begann. Hintergrund dieser steigenden Anspannung waren die vielen Bombenanschläge, die um 2001 immer wieder stattfanden. Die Sprachlosigkeit und nackte Angst wuchs bei beiden ins Unermessliche, bis sie endlich von einem Techniker erlöst wurden. Denn es konnte keiner von ihnen die Landessprache der anderen Person sprechen. Die Journalistin Bettina von Clausewitz schrieb diese Situation nach der Erzählung von Musa Abu Hashhash nieder, der zusammenfassend sagte: „Wir Palästinenser und Israelis sind zusammen wie in diesem Lift steckengeblieben und finden keine Lösung.“

Es wurde gebetet, es wurden Fürbitten gehalten und es wurden neben deutschen auch ergreifende Lieder arabischer, palästinensischer und ägyptischer Herkunft gesungen, die ins Deutsche übersetzt und zuvor geübt wurden. Die Stimmung in der Kirche wirkte sehr andächtig und achtsam.

Mir persönlich bleiben die schweren, aber hoffnungsvollen Geschichten der palästinensischen Christinnen im Kopf, die trotz allen Schicksalsschlägen und Entbehrungen immer noch an ein christliches, menschenwürdiges Miteinander von Israelis und Palästinensern glauben. 

Eleonor z.B. erzählte uns durch ihren Text von der Vertreibung ihrer orthodoxen Eltern unter Bombenbeschuss (um 1947) und den endgültigen Verlust ihrer Kirche samt aller Kirchenschätze. Trotzdem sei es wichtig, in Liebe zum Leben für eine positive Gemeinschaft einzustehen. Dies habe sie von ihnen beigebracht bekommen und das werde sie so als palästinensische Christin weiterführen. Es rühre aus einer tiefen Dankbarkeit für alle Menschen, die Gutes tun.

So suchten sich die Frauen des Weltgebetstagkomitees in Andenken an den Brief von Ephesus folgenden Leitgedanken aus: „Ich bitte Euch… tragt einander in Liebe“.

Paulus sprach in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus von dem Band des Friedens und eines gegenseitigen Ertragens.

Als Zeichen dieser aktiven Arbeit des Ertragens und des Knüpfens des Friedens hielten drei Frauen aus der Gemeinde verschiedenfarbige Bänder hoch, zunächst einzeln und getrennt voneinander. Weil der Anfang dieser Verbindung so schwer ist, musste er zusätzlich gehalten werden.

Jede Frau stand mit ihrer Farbe für ein Land. Das gelbe Band, das hochgehalten wurde, sollte für Palästina stehen, das grüne für die Menschen in Israel und das rote für die Bevölkerung in Deutschland. Jedes Land wurde gleichwertig vorgestellt. Das Band des Friedens wurde symbolisch geflochten. Es bedurfte eines guten Blickes für das jeweilige andere Band, Konzentration, Geschick, Anstrengung, ein ausbalanciertes Nähe-Distanz-Verhältnis sowie ein Gespür dafür, wann es Zeit für Anspannung und zum Loslassen war. Alles, um am Ende ein kleines Stück geflochtenen Friedens betrachten und genießen zu können. Das war zumindest meine Wahrnehmung.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner