Ein schwarzes Tuch in Altendorf

In unserer Gemeinde gibt es kein schwarzes Antependium. Zur Gestaltung des Gottesdienstes an Karfreitag haben wir uns daher etwas Neues überlegt. Gemeinsam wollten wir einen neuen Weg gehen, ohne das Vergangene in den Schatten zu stellen. Unsere Wahl fiel auf ein schwarzes Samttuch. Die Symbolik für das Schwere, die Dunkelheit und den Tod am Kreuz sollten durch die Stoffwahl erkennbar sein. Wir legten den Stoff wie einen Wasserfall bzw. als einen Weg vom Altar auf den Altarboden. Auf dem Stoff bzw. dem Altar stand nur noch ein schlichtes Holzkreuz mit einem Stacheldrahtkranz als Sinnbild für die Dornenkrone. Schon von weitem war die Botschaft zu erkennen: „Jesus ist für uns Menschen am Kreuz gestorben!“ Die Frage, wie es nach Jesu Tod weitergeht, bleibt zunächst unbeantwortet und auch die Lutherkirchengemeinde steht vor der Frage: „Wie geht es weiter?“, „Ist die Gemeinde am Ende?“. Für uns lautet die Antwort: „Nein, wir stehen am Anfang!“ Gemeinsam werden wir neue Wege in die Zukunft gehen und sind offen, um Neues zu wagen und zu gestalten. Wir sind neugierig auf die Ideen, die entstehen werden und auf die Erfahrungen, die wir auf dem Weg machen. Es ist uns ein Anliegen, im Team zusammen zu arbeiten, uns gegenseitig zu stärken, einander zuzuhören, unsere Erfahrungen auszutauschen und das Besprochene gemeinsam in die Tat umzusetzen.

Unsere Aktion mit dem Samttuch auf dem Altar wurde übrigens gleich belohnt. Die Gottesdienstbesucher*innen waren angenehm überrascht. Viel Lob wurde laut und manche sagten, dass sich der Weg in die Kirche gelohnt hat. Es wurde miteinander gesprochen und wir kamen über das Samttuch in Kontakt. Auf diese Weise entsteht eine gemeinsame Wegrichtung, findet ein anregender Austausch statt, der Früchte tragen kann.

Und noch etwas: Unser schwarzes Tuch ist wandelbar! In der Osternacht wurde der Abendmahltisch, wie ein Sarg, mit dem Samttuch komplett zugedeckt. Als die Osterkerze in die Kirche getragen wurde, fiel das Samttuch auf den Altarboden und mit Hilfe des Küsterteams wurde das weiße Antependium darunter in all seiner Pracht und Helligkeit sichtbar. Die Hoffnung und der Glaube, dass es weitergeht mit der Kirche und den Menschen, breitete sich aus.

Dieser Artikel wurde von Stefanie Schlag, der neuen Küsterin in Altendorf geschrieben.

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